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Stadt am Fluss Stuttgart Untertürkheim - 2. Platz

Stadt am Fluss Stuttgart Untertürkheim - 2. Platz

Wettbewerb 11/2022, 2. Platz 

Stadt am Fluss Stuttgart Untertürkheim

Ausloberin: Stadt Stuttgart

In Zusammenarbeit mit Atelier Kaiser Shen, Stuttgart und IGV Ingenieur Gesellschaft Verkehr GmbH & Co. KG, Stuttgart

 

Die Arbeit stellt einen guten Beitrag zur Lösung der Aufgabenstellung dar. Die erwartete verkehrliche Innovation blieb jedoch in weiten Teilen unbearbeitet. Die städtebauliche Komposition aus zwei Hochpunkten, einmal am Neckar und einmal im Bereich des Werksgeländes Mercedes-Benz, spannt zwischen den beiden Hochpunkten ein interessantes neues Stadtquartier auf. Die Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sämtliche Bestandsgebäude im Entwurf geschickt integriert werden.
Die Verbindungen aus dem Ortskern Untertürkheim zu den einzelnen Plätzen und Landschaftsqualitäten sind gut nachvollziehbar und bringen die Bevölkerung des Stadtteils qualitätsvoller zum Neckar- und Kanalufer.
Karl-Benz-Platz

Der Beginn der Platzsequenz liegt am historischen Bahnhof und setzt sich über die verbreiterte und gestaltete Unterführung zum Karl-Benz-Platz fort.
Der Karl-Benz-Platz wird begrenzt durch ein aufgeständertes, multifunktionales Gebäude (grünes „IBA-Haus“) inklusive Wohnnutzung. Die Stadtbahn wird hier zukünftig unter dem aufgeständerten Haus halten. Zum Bahnkörper (S-Bahn) hin schlagen die Verfasser:innen einen schmalen Baukörper mit versorgungsaffinen Angeboten vor.
Der Raumabschluss nach Osten über ein parkartiges Wäldchen wird in der Jury kontrovers diskutiert. Die Klima-Wirkung wird positiv bewertet. Neben der Klima-Resilienz wird jedoch die Nutzungsqualität durch die Lage (verkehrliche Emissionen) hinterfragt.
Die räumliche Öffnung zum Oberkanal über die Benzstraße hinweg wird als Mehrwert wahrgenommen.

Mercedes-Benz-Areal
Das Mercedes-Benz-Areal erhält einen markanten Hochpunkt. Die Geschossigkeit (XIX) erscheint in Bezug auf die Örtlichkeit zu hoch. Der Mix aus Boarding-House, Technologiezentrum, Kantine etc. verspricht eine hohe Flexibilität und Ausnutzungsrate. Der nördlich angrenzende Mobilitätshub scheint durch seine dezentrale Lage nicht geeignet das gesamte Quartier und unterschiedlichen Nutzungsbedarfe versorgen zu können.
Die vorgeschlagene Ergänzungsbebauung am „Puritas-Gebäude“ mit Wohnen in den oberen Geschossen bietet ein interessantes Angebot und wird von den Verfasser:innen als städtebaulich sinnvoll interpretiert.

Neckar- und Kanalufer
Die Aussagen zum Unterkanal zur ökologischen Aufwertung und Nutzbarkeit für die Untertürkheimer Bürgerschaft werden vermisst.
Der Vorbereich des Inselbads als öffentlicher Platz mit Wasserspiel im Übergang zum grünen „Aussichtsturm“ ist gut nachvollziehbar und gibt dem Entrée der „Insel“ eine neue Qualität.
Der „Neckarturm“ mit „Vertical Gardens“ und grünem Dach soll eine besondere Art der Plattform für die Bürgerschaft mit einem spektakulären Rundumblick im Neckartal bieten.
Der anschließende „Hochsteg“ am Neckarufer bildet zusammen mit der neuen Brücke an der Inselspitze eine durchgehende Fußwegeverbindung, die neue Erlebnismöglichkeiten am Neckars darstellt.

Lindenschulviertel
Die Erweiterung des Lindenschulviertels erfolgt im Rahmen der Verdichtung des Kino-Bauer-Areals und wird ergänzt durch zusätzliche Bausteine für Wohnen und Gewerbe. Die vorgeschlagenen Höfe zeigen attraktive Grünräume. Die Planung der Ufergestaltung im Bereich des Lindenschulviertels wird in den Entwurf integriert.
Die neue Verbindung von Norden in Richtung Lindenschulviertel und neues Kino-Bauer-Areal im Bereich der Lindenschulstraße wird begrüßt.

Verkehrskonzept
Das Verkehrskonzept orientiert sich maßgeblich am Bestand. Die textlich beschriebenen Maßnahmen zum Ausbau des Radwegenetzes sind planerisch nicht ausgearbeitet und dargestellt. Insgesamt zeigt das Verkehrskonzept keine Vorschläge im Hinblick auf eine zukunftsweisende nachhaltige Weitentwicklung der Mobilität.
Die vorgeschlagene Führung der Radschnellwegeverbindung weist starke Mängel auf. Dies gilt insbesondere im Bereich des Lindenschulviertels und in Bezug auf seine Netzeinbindung (Radwegenetz).
Insgesamt liefert der Beitrag wertvolle Impulse für die Diskussion, lässt jedoch eine präzise Ausarbeitung kritischer Themen vermissen.